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Die Barrandov-Terrassen

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Kurzinfos vom Prag-Guide

  • Bei seiner Reise nach San Francisco 1924 war Vaclav M. Havel begeistert von den dortigen Terrassenrestaurants mit Blick auf den Pazifischen Ozean.
  • Ende der 20er-Jahre fand er die Möglichkeit etwas Ähnliches auf den Habrová-Hügeln in Prag zu verwirklichen.
  • In nur 6 Monaten Bauzeit wurde ein Ensemble von Gebäuden hochgezogen, darunter das im funktionalistischen Stil gebaute Terrassenrestaurant mit seinem 15 Meter hohen Turm, in dem weitere Lokalitäten untergebracht waren.
  • Unterhalb des Restaurants wurde das erste reguläre Wettkampfschwimmbecken in der Tschechoslowakeit errichtet.
  • Das Bauvorhaben war ein voller Erfolg und wurde von den Gästen mit Begeisterung angenommen.
  • Nach der Okkupation Prags durch die deutsche Wehrmacht war die Restauration nur mehr für die Besetzer geöffnet.
  • Nach dem Krieg wurde das Gelände von den Kommunisten verstaatlicht. In der Folgejahren verkamen die Gebäude und schlossen nacheinander.
  • Nach der Samtenen Revolution wurden die Liegenschaften wieder der Familie Havel übergeben.
  • Über einen unbekannten Investor erfolgt derzeit ein Komplettumbau des Geländes mit dem Aufbau zweier Hotelapartmenthäuser, aber auch der Rekonstruktion des ehemaligen Hauptgebäudes.
  • Mitte 2023 sollen die Umbauten abgeschlossen werden.

Adresse und Route per Google-Maps:

Barrandov, 152 00 Prag 5

Wegbeschreibung:
Am Besten fahren Sie mit der Straßenbahnlinie 5 vom Wenzelsplatz aus Richtung Holyně und steigen bei der Station Hlubočepy aus. Vor dort aus sind es noch ca. 600 Meter geradeaus zu den Barrandov-Terrassen.

Route zu den Barrandov-Terrassen per Google-Maps »

Wichtiger Hinweis: Auf dem Gelände finden gerade Umbauten statt

Die Barrandov-Terrassen werden derzeit grundlegend renoviert und erweitert. Der Zutritt zum Baugelände ist verboten, Fotos können aber natürlich von außen gemacht werden.

Neueröffnung voraussichtlich Mitte 2023.

Die Anfänge

Als Vaclav M. Havel, der Vater des späteren Dissidenten, Dichters und Staatspräsidenten Vaclav Havel,1924 aus San Francisco zurückkehrte, war er begeistert von dem, was er da sah: Terrassenrestaurants mit Blick über dem Pazifischen Ozean. Den Ozean hatte man in Prag nicht, dafür aber am Hang des Habrová-Hügels einen malerischen Blick über die Moldau. So wurden Ende der 20er-Jahre in der Rekordzeit von 6 Monaten ein Ensemble von Gebäuden hochgezogen. Im Mittelpunkt stand ein Aussichtsrestaurant, für das der Architekt Max Urban verantwortlich war. In dem funktionalistischen Gebäude mit dem 15 Meter hohen weißen Turm war zudem ein luxuriöses französisches Restaurant mit einem herrlichen Blick durch eine verglaste Front und ein Café untergebracht. Im Jahre 1937 wurde hier dann noch die Trilobit-Bar eingerichtet, die vor allem von betuchten Gästen aufgesucht wurde, die nachts zu den Klängen eines Orchesters tanzten. 

Mit dem Terrassenrestaurant wurden in dessen Nähe weitere Gebäude, Gärten und auch ein Schwimmbad fertiggestellt. Vor allem das Schwimmbad, das nach Plänen von Václav Kolátor 1930 eröffnet wurde, zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Es befand sich ca. 50 Meter unterhalb des Restaurants und war mit diesem neben einer Treppe auch über eine kleine Seilbahn verbunden. Das Becken mit seinen 6 Bahnen war 50 Meter lang und besaß einen 10 Meter hohen Sprungturm. Gefüllt wurde es mit Wasser aus der nahen Moldau, das zwar gefiltert, aber nicht beheizt wurde. Und da die Sonne nur in den Vormittagsstunden durch kam, konnte sich das Wasser auch im Hochsommer kaum erwärmen. Es war aber das erste reguläre Wettkampfbecken in der Tschechoslowakei und bei Wettkämpfen konnten in den umliegenden Tribünen bis zu 4.000 Zuschauer Platz finden.

Der britische Journalist Sydney Morell zeigte sich 1938 von dem Areal vollends begeistert:

„Die Tschechen haben in einem ehemaligen Steinbruch das schönste Restaurant Europas mit Schwimmbecken unter freiem Himmel gebaut.“

Das Ganze wurde zu einem großen Erfolg und auch von den Pragern begeistert aufgenommen. Allein an den ersten zwei Tagen nach der Eröffnung am 4. Oktober 1929 erschienen sage und schreibe 50.000 Menschen und selbst in Zeiten der Wirtschaftskrise verkaufte man im Restaurantbetrieb sonntags bis zu 3.000 Essen. Aus dem nahe gelegenem Barrandov-Filmstudio kamen regelmäßig Schauspieler und Regisseure vorbei.

Der Niedergang

Während der Besatzungszeit durch die deutsche Wehrmacht war das Restaurant ab 1939 nur noch den Besatzern zugänglich. Durch seine hohe Lage nutzte man die Barrandow-Terrassen auch als Flak-Stützpunkt.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Areal von den Kommunisten verstaatlicht. Zwar gab es noch den Restaurantbetrieb, aber die Liegenschaften am Hang des Habrová-Hügels verkamen immer mehr. Als Erstes wurde darum im Jahre 1966 das Schwimmbad geschlossen. Ihm folgten 1982 die beliebte Trilobit-Bar. Im Jahr 1994 wurde auch die Gastronomie eingestellt, obwohl die Barrandov-Terrassen sowie das Schwimmbecken 1988 zum Kulturdenkmal erklärt wurden.

Nach der Wende

Nach der Samtenen Revolution ging der Besitz des Anwesens 1992 in die Hände der Brüder Ivan und Václav Havel über. Die Besitzrechte daran übertrugen sie ihren Ehefrauen. Die Frau von Václav Havel, Dagmar Havlova, kaufte daraufhin auch noch zu einem Großteil die Anteile von ihrer Schwägerin auf, die aber das ehemalige Schwimmbad behielt. Dagmar Havlovas übertrug den Besitz an ihre Firma „Barrandovské terasy“. Im Jahre 2003 übernahm dann Michalis Dzikos - ein Kaufmann aus Liberec mit griechischen Wurzeln - das Areal der Barrandov Terrassen.

Neueröffnung 2023?

Nach jahrelangem Verzögerungen werden gerade die zwei schon länger geplanten Hotelapartmenthäuser, die sich direkt an das alte Hauptgebäude anschließen unter der Federführung des renommierten Brünner Architekturbüro „Kuba & Pilař architekti“ umgesetzt. Zudem wird das ehemalige Hauptgebäude mit seinem charakteristischen Turm grundlegend renoviert. Das geschieht alles in enger Abstimmung mit den Mitarbeitern des Nationalen Denkmalamtes. Danach soll es wieder einen der Öffentlichkeit zugänglichen Restaurantbetrieb erhalten. Das Schwimmbad wird allerdings in die Umbauten nicht einbezogen, da es hier, wie geschildert, immer noch unterschiedliche Eigentümer gibt.

Die Neueröffnung der Barrandov-Terrassen ist für Mitte 2023 geplant.


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